Kummerspeck
So ein bisschen Schokolade ist schon eine angenehme Belohnung nach einem frustrierenden Tag. Eine süße Kleinigkeit reicht als Trost und bringt mich auf andere Gedanken. Alles andere wäre mir ein unverhältnismäßiger Aufwand!
Aber das niedliche Wort 'Kummerspeck' kann auch überdecken, dass ich einen großen Kummer 'In-Mich-Hinein-Fresse'. Ich denke: 'Das muss ich allein irgendwie hinkriegen' und weiß mir nicht anders zu helfen als mit Ersatzbefriedigung: Süßigkeiten oder Alkohol, Spiel oder harte Drogen. Damit spüre ich meinen Kummer nicht mehr so hart und kann die unangenehme Lage ertragen.
Nur: erstens wird die Lage davon nicht besser und zweitens kann ganz schnell eine Sucht daraus werden: Immer wenn es schlimm wird für mich, greife ich auf die bewährte Methode zurück – Schokolade, Fernsehen, Alkohol. Und dann hat mich die Sucht im Griff. Wenn meine 'Tröster' nicht in der Nähe sind, fühlt sich das langweilig an oder unangenehm
Die nächste Stufe ist dann, dass ich mich von der Sucht befreien muss, die mein Leben dominiert. Aber was ist aus dem ersten Kummer geworden, der mich überhaupt in diese Richtung gezogen hat?
Die Kunst ist zu merken und sagen zu können, dass ich jemanden brauche, der mich tröstet. Und wichtig ist dann natürlich auch, jemanden zu haben, der tröstet. Aber da wäre ich ganz zuversichtlich …
Katja Neppert, 1341 Zeichen