
Fliegen: Grenzenlos, aber nicht ohne einen hohen Preis
von Nina von Imhoff
„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.
Alle Ängste, alle Sorgen,sagt man,
blieben darunter verborgen und dann
würde, was uns groß und wichtig erscheint,
plötzlich nichtig und klein.“
Wer kennt sie nicht, die Strophen aus Reinhard Meys berühmtem Lied „Über den Wolken“? Tatsächlich ist es aber mitnichten so, dass Fliegen von den meisten Menschen immer als grenzenlose Freiheit und ohne Sorgen wahrgenommen wird.
Laut einer kürzlich erhobenen Umfrage hat jeder sechste Deutsche Angst vor dem Fliegen. Zudem klagen einige Passagiere über gesundheitlichen Probleme während und oder nach dem Fliegen.
Dennoch steigen seit Jahren die weltweiten Passagierzahlen im Flugverkehr. So verzeichnete beispielsweise die Lufthansa-Gruppe im ersten Halbjahr 2017 sechzig Millionen Passagiere, so viele wie noch nie in ihrer Geschichte. Im Vergleich mit diesem Jahr prognostizieren Flugexperten eine weltweite Verdopplung der Passagierzahlen auf bis zu 7,8 Milliarden im Jahr 2036. Wie passen diese beiden Tatsachen zusammen?
Die Antwort liegt zum einen in der schnelllebigen Zeit und zum anderen in der Selbstverständlichkeit, mit der immer mehr Menschen mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen. Hinzu kommt ein Anstieg der Kurzzeitreisen, bedingt durch die Angebote der Billigairlines. Es ist heute gängig, einen Wochenendausflug in eine der europäischen Metropolen oder gar nach New York zu machen oder mal eben für zwei Tage nach Mallorca zu jetten.
Der Preis für diese Art von Mobilität ist hoch und lässt sich sehr gut am Klimawandel festmachen. Beim Verbrennen von Kerosin entstehen klimaschädliche Abgase. Sie bestehen überwiegend aus Wasserdampf, Kohlendioxid und Stickoxiden. Die Auswirkungen dieser Stoffe sind in luftiger Höhe rund dreimal größer als am Boden und vergrößern so den Treibhauseffekt entsprechend.
Der Gesamtanteil des Flugverkehrs an der globalen Erwärmung beträgt laut des Verkehrsclub Deutschlands (VCD) etwa fünf Prozent. Wichtig sind jedoch nicht nur die absoluten Zahlen, sondern vor allem die Wachstumsraten. „In Deutschland haben sich die CO2-Emissionen des Flugverkehrs seit 1990 etwa verdoppelt. Wenn das weltweite Wachstum sich so fortsetzt, hat das fatale Folgen für das Klima“, sagt Michael Müller-Görnert, Referent für Verkehrspolitik beim VCD.
Setzt sich das weltweite Wachstum des Flugverkehrs fort, wird das mögliche Klimaschutzerfolge in anderen Bereichen zunichte machen. Neben weitreichenden Forderungen des VCD, um die CO2-Emissionen zu verringern, rät der Klub gerade vor dem kommenden Weihnachtsfest, die Art der Fortbewegung zu überdenken.