... und mit denen bin ich verwandt?
So fern und doch so nah sind uns unsere Angehörigen
Vor ein paar Monaten veranstaltete meine Familie ein Familientreffen. Es kamen knapp 70 Personen.
Beispielsweise die Enkelinnen von der Nichte meines Großvaters. Ich weiß gar nicht, wie mein Verwandtschaftsgrad zu diesen Kindern korrekt zu bezeichnen wäre – Großnichten 2. Grades?
Die Bezeichnung ist aber auch nebensächlich. Ich habe mich gefreut, die ganz Alten und die Jungen aus dem Familienkreis zu sehen. Zwar habe ich nicht mit jedem ein persönliches Verhältnis aufgebaut. Viele sind in Berufen tätig, die mir fremd sind, und führen ein völlig anderes Leben als ich. Aber das Besondere an Familie ist für mich, dass wir obwohl wir, verschieden sind, doch aneinander interessiert sind und zusammen ein Fest feiern.
Das große Treffen verlief harmonisch. Alle kamen freiwillig, das Wetter war schön und es gab keine drückenden Probleme zu klären.
Das ist bei familiären Festen im kleineren Kreis oft anders. Gerade zu Weihnachten kommt es zum großen Krach. Oder man vermeidet den großen Konflikt und verbringt Weihnachten allein, was dann aber auch nicht unbedingt entspannt ausgeht.
Denn: Die Angehörigen können einem fremd sein oder unsympathisch. Manchmal möchte man keinen Kontakt. Aber dass sie einem wirklich egal sind, das glaube ich nicht. (Selbst so ein Spruch wie ‚,Der ist mir egal" drückt eher Frustration als Desinteresse aus.)
Die Verbindung zu den Angehörigen geht tief. Sie wurzelt auf einer ganz existentiellen Ebene: Wir sind den Verwandten durch Geburt verbunden. Sie kennen mich als nerviges Kleinkind und lassen sich nicht beeindrucken durch die Geschäftsfrau. Umgekehrt kenne ich heute Gebrechliche noch aus Zeiten, als sie jung und stark waren. Und ich erwische mich selbst, wie ich zu den Teenagern auf dem Gelände sage: ‚,Bist du aber groß geworden!" - Über diesen Spruch habe ich mich als Jugendliche mit den anderen Cousins und Cousinen lustig gemacht. Und jetzt bin ich selbst so eine Tante!
In der Familie habe ich meinen Platz so, wie ich bin – egal ob ich hässlich, schön, krank, gesund, erfolgreich oder erfolglos bin. Ich werde bedingungslos akzeptiert – was nicht bedeutet, dass ich nicht kritisiert würde.
Meine Anhänglichkeit den Verwandten gegenüber ist nicht von Vernunftgründen gesteuert. Sie ist einfach da. Und ich weiß, dass es ein Privileg ist, dass in meiner Familie ein Kontakt zueinander da ist und gepflegt wird. In vielen anderen Familien weiß man noch nicht einmal, wie die Onkel heißen. Ohne meine Familie wäre mein Leben um eine Dimension ärmer.
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